Welche Oberflächengüten sind im 3D-Druck heute möglich?
Im 3D-Druck ist die Güte einer Oberfläche direkt abhängig vom verwendeten Druckverfahren. Während bei einigen Verfahren auch ohne Nacharbeiten Mittenrauwerte im niedrigen, einstelligen Mikrometer-Bereich möglich sind, erfordern andere Druckverfahren eine manuelle oder chemische Nacharbeit.
Stereolithografie und Digital Light Processing
Die Stereolithografie (SLA) und das technisch eng verwandte Digital Light Processing (DLP) sind zwei der ältesten, aber auch präzisesten Verfahren im Bereich der additiven Fertigung. Der SLA-Druck eignet sich bestens für die Herstellung von filigranen, kleinen Prototypen oder Anschauungsmodellen, wohingegen der DLP-Druck seine Geschwindigkeitsvorteile im 3D-Druck von Serienteilen voll ausspielen kann. Die Verfahren basieren auf einer selektiven Aushärtung flüssiger Polymere, für den Druck sind immer Stützstrukturen notwendig.
Die Rauheit der Oberflächen von Werkstücken, die im SLA- oder DLP-Verfahren hergestellt werden, ist direkt abhängig von der Ausrichtung im Drucker. Die Oberseite der Werkstücke ist ohne Nachbearbeitung bereits sehr glatt und bietet Mittenrauwerte im niedrigen, einstelligen µm Bereich. Die Unterseite ist jedoch bedingt durch die Stützstrukturen sehr ungleichmäßig und rau. Hervorragende Oberflächenwerte lassen sich durch das porenfreie Ausgangsmaterial leicht durch manuelles Schleifen oder – für perfekt homogene Oberflächen – durch Korund-Strahlen erreichen. Maximal erreichbare Mittenrauwerte von ca. 0,4 µm lassen sich durch Korund-Strahlen mit anschließendem Schleifen erzielen.
Multi Jet Fusion und Selektives Lasersintern
Multi Jet Fusion (MJF) und Selektives Lasersintern (SLS) sind pulverbasierte Verfahren, bei denen ein pulverförmiges Ausgangsmaterial durch chemische oder thermische Prozesse selektiv gebunden werden. Supportstrukturen werden (bis auf den Ausnahmefall des Metalldrucks) bei diesen Verfahren nicht benötigt. Direkt nach dem Druck sind die Oberflächen der Werkstücke bereits von guter Qualität und bieten weitestgehend homogene Flächen. Allerdings entstehen materialbedingt immer kleinste Poren auf der Werkstückoberfläche, die selbst durch manuelle Schleifarbeiten im Nachgang nicht vollständig beseitigt werden können. Maximal erzielbare Mittenrauwerte beim Lasersintern liegen bei rund 1,3 µm und 4,05 µm bei HP Multijet Fusion, jeweils mit Nacharbeit durch Schleifen oder Strahlen. Fast vollständig porenfreie Oberflächen lassen sich bei beiden Verfahren nur über aufwändige Verfahren wie Vakuuminfusionen oder Oberflächenverfüllungen mit anschließendem, mehrfachem Schleifen erzielen.
Fused Deposition Modeling
Fused Deposition Modeling (FDM) gehört zu den Verfahren, bei denen thermoplastische Kunststoffe mittels eines Extruders zunächst verflüssigt werden und nach dem Ausbringen beim Abkühlen aushärten. Je nach zu druckendem Objekt sind bei FDM Support- und Stützstrukturen notwendig. Die Oberflächengüte lässt sich als niedrig bis mittelklassisch beschreiben. Der 3D-Druck ist so gut wie porenfrei, allerdings sind in Z-Richtung verfahrensbedingt stärkere Rillen erkennbar. Die Unterseite der gedruckten Bauteile ist in der Regel recht glatt, auf der Oberseite lassen sich ohne Nacharbeiten Mittenrauwerte von rund 8,8 µm erzielen. Beim Druck mit extrudierten Kunststoffen sind Oberflächenbeeinträchtigungen an den Stellen, an denen Supportmaterial angebracht ist, nicht zu vermeiden. Hier kann durch den Einsatz von Schleifpapier, Glasperlen-Strahlen oder auch Trowalisieren aber recht einfach eine verbesserte Qualität der Oberfläche geschaffen werden. Mittenrauwerte von 4,5 µm durch Glasperlenstrahlen bis hin zu 2,3 µm durch Schleifen sind bei FDM-Drucken realistisch umsetzbar.
Oberflächengüte beim Polyjet- und Multi Jet Modeling Druckverfahren
Beim Polyjet- beziehungsweise Multi Jet Modeling-Druckverfahren werden feinste Photopolymertröpfchen durch einen Druckkopf auf einer Arbeitsplattform aufgetragen und zerlaufen dort zu sehr dünnen Schichten. Durch UV-Licht härten die Polymere umgehend aus. Bei dem Verfahren muss immer mit Stütz- und Supportstrukturen gearbeitet werden. Dafür sind die Qualitäten der Oberflächen auch ohne Nacharbeit sehr gut. Durch die geringen Schichtstärken von maximal 30 µm entstehen beim Druck sehr homogene, porenfreie Flächen ohne wahrnehmbare Riefen und Rillen. An den Kontaktstellen von Oberfläche und Supportstruktur sind Qualitätseinbußen nur durch den Einsatz thermisch löslicher oder wasserlöslicher Supportmaterialien zu verhindern. Ohne Nachbearbeitung bieten mit Polyjet oder Multi Jet Modeling gedruckte Werkstücke Mittenrauwerte von ca. 6 µm. Durch Schleifen lassen sich extrem glatte Oberflächen mit Mittenrauwerten von 0,2 µm erzielen, beim Strahlen mit Korund sind immerhin noch ebenfalls überzeugende 3,7 µm machbar.