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Werkstücke mit neuem Design

Bestehende Bauteile mit 3D-Druck optimieren

3D-Druck Metall-Bauteil topologieoptimiert Lattice-Struktur

Auch das Gute kann immer noch besser werden – dieser zugegeben recht alte Spruch gilt vor allem im Bereich der additiven Fertigung. Denn der 3D-Druck bietet im Vergleich zur konventionellen Fertigung zahlreiche Möglichkeiten, bestehende Werkstücke "neu zu denken" und dadurch die Konstruktion zu optimieren.

Vor allem im Fahrzeugbau oder der Luft- und Raumfahrt ermöglichen Lattice Strukturen oder bionische Strukturen eine bedeutende Gewichtsreduzierung der Bauteile – die perfekte Grundlage für minimierten Energieverbrauch bei gleichzeitig erhöhter Stabilität. Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie sich bestehende Bauteile durch Topologieoptimierung, FEM-Optimierung und innovative Denkansätze bereits bei der Konstruktion für den 3D-Druck optimieren lassen.

In diesem Artikel finden Sie folgende Themen:

Wie findet man heraus, ob sich eine Optimierung des Werkstücks lohnt?

Vor dem ersten Gedankenspiel rund um eine mögliche Optimierung bestehender Komponenten steht vor allem eine Frage: Wann lohnen sich die Anpassungen überhaupt? Denn eines ist klar: Nicht alles, was man machen kann, muss auch gemacht werden. Denn so effizient moderne, digital gestützte Methoden der Bauteilanpassung auch sind: Für die anfallenden Arbeiten muss immer Zeit und damit Geld aufgewendet werden.

 

Eine Optimierung lohnt sich in der Regel bei:

  • Kleinen Bauteilen
  • Spezialanfertigungen
  • Bauteile mit großem Volumen (Kostenreduktion durch kleineres Volumen)
  • Bauteile, die möglichst leicht sein müssen
  • Bauteile mit sehr komplexen Anforderungen oder Bauteil Verbindungen
  • Baugruppen mit vielen Einzelteilen (Bauteile zu einem Teil zusammenfassen)
  • Kleinen und mittleren Serien und deren Prototypen (ob sich eine Optimierung lohnt, muss durch Berechnungen ermittelt werden)
Bionische Radträgerkonstruktion mit Feinguss hergestellt

Eine Optimierung der bestehenden Bauteile ist auch dann zu empfehlen, wenn durch Anpassungen das Gesamtgewicht des Bauteils minimiert und – idealerweise – gleichzeitig die mechanische Festigkeit erhöht wird. Ein reduziertes Gewicht bedeutet eine Materialeinsparung, die bei einem einzelnen Bauteil vielleicht nur wenige Gramm ausmacht – aber hochskaliert auf viele Bauteile der gleichen Serie durchaus einen sehr deutlichen, auch wirtschaftlichen Effekt hat (Preis).

Bild: bei einer Radträgerkonstruktion, die möglichst leicht sein muss, lohnt sich die Umstellung auf 3D-Druck definitiv.

Das Bauteil neu denken: Ein wichtiger Aspekt beim 3D-Druck

Die additiven Fertigungsverfahren bieten Konstrukteuren eine maximale Freiheit, um Ideen in Konstruktionen umzusetzen. Besonders bionische Strukturen – also organische Geometrien, die an die Natur angelehnt sind – können zu reduziertem Gewicht, einer erhöhten Steifigkeit der Gesamtkonstruktion oder optimierter Lastverteilung auf dem Bauteil führen. Der 3D-Druck ermöglicht die Herstellung komplexester Strukturen, die mittels konventioneller Fertigungsverfahren nicht oder nur zu immens hohen Kosten herstellbar wären.

Maschineningenieure beim Konstruieren

Damit ein Bauteil für den 3D-Druck optimiert werden kann, ist zunächst eines nötig: Das Bauteil muss von der Konstruktionsseite her „völlig neu gedacht“ werden. Als wertvolle Unterstützung für diesen initialen Prozess wird leistungsstarke Software eingesetzt. Durch digitale Topologieoptimierung oder FEM-Optimierung ergeben sich Formen, die erst mit der Einführung additiver Fertigungsmethoden herstellbar sind.

Bild: "neu Denken" eines Bauteiles gelingt im Team oft besser als alleine

Das Bauteil neu denken bedeutet auch, dass nicht nur das bestehende Bauteil auf mögliche Anpassungen untersucht und analysiert wird, sondern auch und vor allem das „Drumherum“. Faktoren wie das Einsatzgebiet oder die Funktionalität spiegeln sich direkt in einer Konstruktionsanpassung wider. Bauteile, die bisher aus mehreren Einzelkomponenten bestehen, können beispielsweise nach einer durchgeführten Topologieoptimierung in einem Bauteil zusammengeführt werden. Oder es ergeben sich nach einer FEM-Optimierung ganz neue Geometrien, die noch vor wenigen Jahren bestenfalls im Bereich der Science-Fiction denkbar waren.

Grundprinzip bei der Optimierung bestehender Bauteile für den 3D-Druck sollte immer das innovative Denken und Herangehen sein: Alte Maßstäbe über Bord werfen und sich auf die neuen Möglichkeiten der additiven Fertigung einlassen.
 

Topologieoptimierung und FEM-Optimierung: Was bedeutet das?

Wir haben jetzt bereits mehrfach über Topologieoptimierung und FEM-Optimierung gesprochen. Doch wissen Sie, was hinter den Begriffen steckt? Wir haben Ihnen die wichtigsten Infos rund um die derzeit relevantesten Methoden zur Optimierung von bestehenden Bauteilen zusammengetragen.

Die Topologieoptimierungist eine numerische Methode im Bereich der Konstruktion, bei der durch den Einsatz mathematischer Formeln eine optimale Materialverteilung innerhalb eines vorgegebenen Volumens gefunden wird. Hierzu werden Daten zur mechanischen Belastung eines Bauteils in einer Softwareumgebung eingepflegt – und die Software erstellt aus diesen Daten einen ersten Geometrievorschlag.

Jellypipe Bauteil Topologie-Optimierung
Jellypipe Bauteil 3D-Konstruktion Topologie-Optimiert
Jellypipe Bauteil Topologie-Optimierung
3D Druck Material - PA12 Technologie SLS - Jellypipe

Dieser wird ebenfalls innerhalb der Softwareumgebung auf unterschiedliche Lasten und einwirkende Kräfte geprüft. Die entstehenden Spannungen werden aufgezeichnet und analysiert. Im letzten Schritt wird durch Anpassung der Geometrie ein optimales Design entwickelt. Die Topologieoptimierung erlaubt es, ein Bauteil durch Faktoren wie mechanischen Belastungen, geometrischen Eigenschaften und natürlich auch dem verwendeten Material zu definieren – und dadurch Gewichte zu reduzieren oder eine Lasterhöhung bei gleichbleibendem Gewicht zu erzielen.

Bild: mehrere Schritte bis zum optimierten Bauteil

Finite Elemente Analyse FEM mit Software

Die Finite-Elemente-Methode (FEM) ist eine weitere, mathematische Herangehensweise im Bereich der Optimierung bestehender Bauteile. Durch komplexe mathematische Berechnungen erlaubt die FEM-Optimierung, die Dimensionen eines Bauteils perfekt auf Kraft, Druck und Beschleunigungen anzupassen, denen das Bauteil im späteren Einsatz ausgesetzt ist. Die FEM-Optimierung zeigt auf, wo sich Material einsparen lässt, ohne dabei Abstriche bei der Produktsicherheit machen zu müssen.

Bild: FEM Berechnung visualisiert

Beide Methoden dienen als Grundlage für Designentscheidungen, um komplexe Geometrien ohne erhöhten Zusatzaufwand herstellen zu können – und gleichzeitig das Bauteil maximal wirtschaftlich anzufertigen. Vor allem im Bereich des Leichtbaus ergeben sich durch Topologie- und FEM-Methoden neue Konstruktionsansätze wie beispielsweise Lattice Strukturen.

„Lattice“ ist der englische Begriff für „Fachwerk“ – und bezeichnet den strukturellen, variablen Innenaufbau von Bauteilen, der ähnlich wie bei Baumkronen oder Knochenstrukturen durch Lastpfade definiert wird. So entstehen organische Strukturen, die Material einsparen und dabei die Festigkeiten von Bauteilen deutlich erhöhen.

Anpassen der Konstruktion an die additive Fertigungstechnologie

Bis hier hin haben wir die Designoptimierung nur anhand theoretischer Berechnungen innerhalb von Softwareumgebungen und angetrieben von den kreativen Denkprozessen der Konstrukteure betrachtet. Allerdings soll am Ende des Prozesses aus einem optimierten, theoretischen Bauteil auch ein 3D-gedrucktes Werkstück werden. Daher muss die Konstruktion immer auch an die eingesetzte Drucktechnologie angepasst werden.

selective laser melting slm technology
Stereolithography SLA 3D print process
selective laser sintering technology sls
Fused Deposition Modeling FDM 3D-Druck

Der wichtigste Faktor ist die Auswahl des benötigten Materials für den 3D-Druck, denn diese bestimmt die zu verwendende Technologie. Die Technologie wiederum definiert mögliche Wandstärken, eventuelle Stützstrukturen und auch die Druckgeschwindigkeit und ähnliches. In diesem Bereich der Optimierung empfiehlt sich eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem beauftragten Fertigungsunternehmen, um die speziellen Eigenschaften jeder 3D-Druck-Technologie in den Konstruktionsprozess mit einfließen zu lassen.

Bilder: Technologien SLM, SLA, SLS, FDM

Fazit: Nützen Sie das Potential von 3D-Druck!

Nicht immer ist eine Optimierung bestehender Bauteile nötig – aber in vielen Fällen überaus sinnvoll. Durch Anpassung der Geometrie eines Bauteils an den 3D-Druck lassen sich Gewichte einsparen, mechanische Eigenschaften verbessern und Kosten reduzieren. Mathematische, softwaregestützte Optimierungsmethoden helfen Konstrukteuren und Konstrukteurinnen dabei, Bauteile völlig neu zu denken – und Designs umzusetzen, die noch vor wenigen Jahren ins Reich der Fantasie gehörten.

Bei der Optimierung bestehender Bauteile für die additive Fertigung sollten Sie:
 

  • Zunächst definieren, ob eine Optimierung überhaupt zielführend und damit notwendig ist
  • Althergebrachte Ansätze der Konstruktion zu den Akten legen und das Bauteil völlig neu denken
  • Leistungsstarke, mathematische Lösungen wie Topologie- oder FEM-Optimierungen einsetzen
  • Das Material für die Komponente frühzeitig festlegen und anhand dessen die richtige Drucktechnologie auswählen


Gerne unterstützen wir Sie bei der Optimierung und Fertigung Ihrer Produkte. Rufen Sie einen unserer Solution Partner​​​​​​​ an und vereinbaren Sie gleich einen persönlichen, unverbindlichen Beratungstermin! Wir freuen uns auf Ihr Projekt.

 

Ihr Jellypipe-Team

Autor

Dominik Estermann
Chief Executive Officer

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